Was wir aus dem Sensor über uns selbst erfahren können

Aus dem sensor Magazin, Ausgabe Nr. 81, Mai 2018. Foto: Stephan Dinges

Nachdem ich nun wiederholt auf einen Beitrag im aktuellen Sensor (Ausgabe Nr. 81, Mai 2018) angesprochen wurde, möchte ich im Folgenden ein paar der belustigenden wie haarsträubenden Behauptungen richtig stellen. Tatsächlich hatte ich Isa Kabakci lange vor der Veröffentlichung der Ausgabe in einem ausführlicheren Telefongespräch Auskunft zur Proberaumsituation gegeben. Und wie sich unschwer erkennen lässt, habe ich mit meiner Band Meat The Machine dem Fotografen Stephan Dinges einen Einblick in unseren ganz neuen Proberaum gewährt bzw. in das Proberaumgebäude 5887 auf dem Layenhof.

Durch welche Umstände sich am Ende die Informationen derart fantasievoll, um nicht zu sagen realitätsfern vermischen konnten, ist mir ein Rätsel.

Zunächst: Die rund 150 Bands, die sich in der Kulturfabrik Airfield e.V. vereinen, haben alle ihren Proberaum. So dramatisch ist die Situation per se also nicht. Kernprobleme sind viel mehr Infrastruktur und Finanzierbarkeit. Aber auch da hat noch jede unserer Bands für sich Lösungen gefunden.

Die Kulturfabrik Airfield ist eine Musikerinitiative, die Interessen von Bands aus dem Großraum Mainz-Wiesbaden vereint. Als gemeinnütziger Verein verfügen wir über keine Immobilien. So konnte ich schon herzhaft darüber lachen, dass im Sensor „mit Abstand vorne die teils geförderte Kulturfabrik Airfield“ zu den „vier bis fünf größeren Vermietern und Institutionen“ von Proberäumen gezählt wird. Es bedarf nämlich keiner besonderen Recherche-Finessen, um diese Behauptung ad absurdum zu führen. In unseren Antworten auf die meist gestellten Fragen hier auf der Webseite, wird die Frage „Könnt ihr uns einen Proberaum vermitteln?“ – aus meiner Sicht – sehr klar beantwortet: „Wir verfügen selbst über keine Proberäume“ (Wenn der Satz tatsächlich so missverständlich ist, nehme ich gerne Vorschläge zur Optimierung der Formulierung entgegen).

Unter der Zwischenüberschrift „Der Alte Hase: die Kulturfabrik“ verdichten sich dann kuriose Statements über unseren Verein, die ich im folgenden Zitat aus dem Artikel in Klammern kommentieren möchte:

Auf dem Gelände der „Kufa“ befand sich ehemals der amerikanische Militärflughafen (Anm: Da möchte man zunächst anzweifeln, dass überhaupt wir gemeint sind; der Flugplatz ist nicht unser Gelände und wir bezeichnen uns höchtens vereinsintern als KfA. „Kufa“ hat man uns jedenfalls noch nie genannt). Mittlerweile als Verein unterwegs beherbergt die Kufa rund 150 Bands und Musikgruppen in etwa 80 Räumen (Anm: Das ist tatsächlich noch relativ nah an der Wahrheit: Wenn man wohlwollend über den schwerwiegenden Fakt hinwegsehen kann, dass wir bestenfalls im idealistischen Sinne Bands „beherbergen“ und für die Immobilien auf dem Layenhof die Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz zuständig ist, werden tatsächlich die meisten Bands, die einen Proberaum beim Airfield haben, im Rahmen von aufwändigen Sanierungsmaßnahmen in naher Zukunft im Gebäude 5887 unterkommen. Das zweistöckige Gebäude hat auf beiden Seiten der durchgehenden Flure etwa 20 Räume. Allerdings sind bei weitem nicht alle Mieter Mitglied unserer Bandgemeinschaft. Dafür proben unsere Mitglieder unter anderem auch in Mombach, Hechtsheim, Wiesbaden oder Ingelheim).

Nun folgt leider ein Abschnitt, in dem mir Worte in den Mund gelegt werden, die jeglicher Grundlage entbehren:

Die Mieter hier erhalten nur kurzfristige Verträge (Anm.: Ich kenne keine einzige Band auf dem Layenhof mit befristetem Mietvertrag). Die Kosten für Instandhaltungen, Sanierungen etc. können oft nicht bezahlt werden (Anm.: Das Gebäude 5887 ist gerade im Prozess einer aufwändigen Sanierung. Die ersten Räume nach dem Umbau wurden schon von den Bands bezogen. Es gibt schöne neue, saubere sanitäre Anlagen). Dementsprechend sind die Preise relativ niedrig. Bands teilen sich Räume ab 230 Euro aufwärts, für Mitglieder bereits ab 170 Euro (Anm.: diese Behauptung ist frei erfunden. Der Verein hat noch nie Räume vermietet und es gibt weder vereinsintern noch mit anderen Einrichtungen Vereinbarungen über Mietvergünstigungen.).

Auch wenn mir in dem Beitrag falsche Zitate angedichtet werden, bin ich darüber eher amüsiert und empfinde keine Empörung wie manche unserer Vereinsmitstreiter. Neben diesem Unverständnis aus den Reihen der Kulturfabrik, haben wir zum Glück noch keine Rückmeldung von Interessenten erhalten. Die Fotos sind trotzdem schön.

Andreas Schermer
(1. Vorsitzender)

P.S.: Wir haben noch nicht einmal ein eigenes Vereinsheim!


Zum Artikel online:
https://sensor-magazin.de/von-der-verzwickten-proberaum-situation-fuer-musiker-in-mainz/