Wir können dieses ewige Gejammer nicht mehr hören: Entweder ist es zu heiß oder zu kalt, das Wetter ist zu schön oder zu schlecht, es sind Ferien, Feiertage, es sind zu viele Fremdveranstaltungen in der Region – und „im m8 ist die Anlage scheiße“, „ins m8 kommt doch sowieso keiner“. Zugegeben: Wir hatten auch schon besser besuchte Konzerte in unserem bewährten Stammclub – aber Green On Gray, Inotrop und Flood hatten bei weitem auch nicht den schlechtesten Zuschauerzuspruch in diesem Jahr. Und das trotz schönen Wetters und Weinmarkt.
Sicher lag es ein stückweit an dem glücklichen Umstand, dass die drei Bands zwei Wochen zuvor eine nachhaltig beeindruckende musikalische Visitenkarte beim Rockfield-Publikum abgegeben haben.
Es war untereinander eine gute, freundschaftliche Stimmung, und so wagten sich Green On Gray als Anheizer, in dessen Programmverlauf sich das m8 allmählich füllte. Wer nicht allzu spät kam, konnte in ihrem amtlichen Rock-Repertoire unter anderem eine überzeugende Coverversion von R.E.M.s „The One I Love“ erleben oder die funkige Eigenkreation „Traffic Jam“ im Chili Peppers-Style.
In Sachen Sound-Wucht legten Inotrop nochmal eine gute Schippe drauf und steigerten damit erfolgreich die Herzfrequenz ihrer Zuhörer. Der Defibrillator der Mainzer Crossover-Punks arbeitet schubweise in Hardcore-Frequenz, dazwischen aber durchaus auch mal in groovigem Shuffle oder als schwerer Downbeat. Das ist Musik, die in jeglicher Hinsicht von Herzen kommt. Und darum traten sie auch an, obwohl ihr Sidekick Michi zu diesem Auftritt verhindert war. Der zweite Saitenreißer war in Form eines Papp-Aufstellers auf der Bühne präsent, während Jan, Marcel und Hagen ihr Programm wacker zu dritt durchzogen. Andere Bands haben schon aus geringerem Anlass ihren Gig abgesagt.
Dann kam die Flut: Das Mainzer Nu Grunge-Quartett Flood ließ eine gigantische Soundwelle losrollen mit rauem Soul in der Gesangsstimme, akkordschwerem Muskelspiel und frech bissigen Pinchharmonics in den Gitarrenlinien, einem aggressiv knirschenden Bass und präzisem Schlagwerk-Getriebe; tief, schwer, komplex, alles mitreißend. Solch ein überwältigendes Gezeiten-Phänomen lässt sich natürlich nicht so einfach stoppen. Das war jedem klar und darum erschien es nur selbstverständlich, dass das Liveprogramm diesmal ausnahmsweise erst nach Mitternacht verebbte.
Am Ende der Kommentar eines Akteurs: „Hat echt richtig Spaß gemacht und wir hatten einen super Sound auf der Bühne.“ Da muss man sich doch im Nachhinein umso mehr wundern über all die klugen Geister, die einem immer wieder erklären, wieso im m8 keine erfolgreiche Konzertveranstaltung möglich sei.
(asche)
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