Nachruf auf Dieter Hofem

Dieter Hofem (c) Die Linke Mainz (Hermann Stauffer)

Mit Bestürzung und Trauer haben wir erfahren, dass unser langjähriges Vereinsmitglied Dieter Hofem am Mittwoch, den 10.07.2024 verstorben ist. Björn Veit erinnert an ihn:

Dieter Hofem war zwar kein Gründungsmitglied im engen Sinne, aber mit seinem Vereinseintritt im Februar 1997, nur drei Monate nach Gründung der Kulturfabrik Airfield e.V., ganz sicher ein Mann der ersten Stunde und von Beginn an mit Elan dabei. Anders konnte er auch gar nichtDieter war für viele, die in den 2000ern zum Verein kamen, der gefühlte „ewige Kassenwart“. Seit wann genau, weiß niemand mehr so richtig, wahrscheinlich spätestens seit 1998, definitiv bis zum Januar 2008. Doch „langjährigster Kassenwart des Vereins“ beschreibt bei weitem nicht das, was Dieter für die Kulturfabrik war. Sei es die Mitwirkung beim „FORUM Layenhof“ 2001, die Unterstützung des „Rock-n-Pop-Youngsters“-Wettbewerbs, der jährliche Info-Stand auf dem „Open Ohr“ und vieles mehr. Dieter hatte immer im Blick, dass die Kulturfabrik mehr ist als nur ein gemeinnütziger Konzertveranstalter für die eigenen Mitglieder, und wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit für eine Kulturinitiative ist.

Und in Sachen „öffentlich Präsentieren“ war er auch maßgeblich an der Entstehung und Organisation vieler Veranstaltungen beteiligt. Darunter die monatliche Konzertreihe im M8 (seit 2001), der Nikolausrock (seit 2003) und nicht zuletzt das Rockfield Open Air (seit 2004). All dies lässt sich nur schwer aus dem Mainzer Kulturleben, aber erst recht nicht aus unserem Vereinsleben wegdenken. Und ohne ihn und seine unnachahmliche Art wären diese Veranstaltungen auch sicher nicht das geworden, was sie heute sind.

Mindestens genauso wichtig war das, was sich nicht an Daten und Veranstaltungen fest machen lässt: wie Dieter auch unsere Vereinskultur geprägt hat. Das sich gegenseitige Unterstützen, überhaupt der solidarische Grundgedanke, dass „musikalische Subkultur“ eben auch und vor allem Kultur ist, Kommerzialisierung vermeiden wo es machbar ist, die klare Haltung gegen Rechts. All dies waren ihm immer wichtige Standpunkte.

Nie ging es ihm darum sich oder seine Band „Just Fun“ dabei in den Vordergrund zu stellen. Ein Altruismus, der heute selten geworden ist. So verwundert es auch nicht, dass der „klaane Kerl“ (Hofem über Hofem) nie abgewählt wurde. Die einzige Gegenstimme zu jeder seiner Vereinswahlen kam immer von ihm selbst. Seine Nicht-Kandidatur 2008 war dann auch seiner Mehrfachbelastung mit Job, Privatleben, Kulturfabrik und Arbeit als Stadtrat für die Fraktion „Die Linke“ geschuldet. Manch anderer wäre da Jahre vorher zusammengeklappt. Das ewige Energiebündel Dieter nicht, er hat den Staffelstab weitergereicht. Die Jüngeren im Verein sollten es weiterführen. Haben wir dann auch, obwohl es locker zwei Leute brauchte, um das Arbeitspensum eines Dieter Hofem zu bewältigen. Losgelassen hat er „seinen“ Verein nie so ganz. Jahrelang tauchte er noch zu Hauptversammlungen, mal auch zu den Monatstreffen und natürlich beim Rockfield auf. Selten mahnend, gerne konstruktiv, gerne mit aktuellen Hintergrundwissen zur Mainzer Kulturpolitik. Oder auch nur, um den aktuellen Vereinsveranwortlichen auf die Schulter zu klopfen. Bis seine Gesundheit es nicht mehr zuließ. Andreas „ASche“ Schermer (1. Vorsitzender 2016-20): „Zu meiner Amtszeit war ich immer dankbar, wenn mich Dieter zwischendurch immer mal zur Seite nahm, um mir filigrane, historisch gewachsene Hintergründe zu erörtern. Wir hätten sonst sicher manch leichtfertige Entscheidung getroffen und langjährige soziale Strukturen zugunsten vermeintlicher Optimierungen aufgegeben.“

Seine offenherzige, charmante Art, seine Fähigkeit, Menschen zu begeistern und zusammen zu bringen, sein Lausbubenlachen, seine Diskussionsfreudigkeit – wenn es sein musste auch mal hart in der Sache, aber immer fair im Ton, seine herrlich schnodderige Schnauze in besten Meenzerisch … all das und mehr wird fehlen. Und ja, es mag für manchen abgedroschen klingen, aber es stimmt nun einmal: Hätte es Dieter Hofem nicht gegeben, man hätte ihn erfinden müssen. Denn wenn vielleicht nicht die Welt, so wäre doch sicherlich Mainz ohne ihn ärmer gewesen.

Mach’s gut, du klaaner, großer Mann. Ruhe in Frieden.

Unser herzliches Beileid gilt seiner Lebensgefährtin Renée und seinen Angehörigen.

Björn Veit und alle Mitglieder der Kulturfabrik Airfield eV